Estland: Aufbruch Nordost

Der Eiserne Vorhang ist lange Geschichte und von der ehemaligen sowjetischen Präsenz ist auf den ersten Blick nach unserer Ankunft in Tallinn nichts mehr zu entdecken. Immerhin ist das Land seit acht Jahren EU-Mitglied und 2011 wurde der Euro als Zahlungsmittel eingeführt. Die eigene estnische Sprache und Kultur vermittelt dem Besucher fast den Eindruck, in Finnland gelandet zu sein. Und das Bild setzt sich fort. Unsere Erkundungsreise führt durch eine herrliche Landschaft nordischer Prägung mit vielen Seen und endlosen, oft von Birken betonten Wäldern, die fast die Hälfte der Landesfläche bedecken. Wir finden eine grandiose Küstenlandschaft mit zahllosen einsamen Stränden, die von der Finnlands kaum zu unterscheiden ist. Kein Wunder bei 3800 km Küstenlänge und über 1500 meistens sehr kleinen Inseln, die das Land am östlichsten Zipfel der Ostsee zu bieten hat. Die Fläche ist etwas größer als die der Schweiz, aber hier tummeln sich nur 1,3 Millionen Einwohner. Estland ist also verhältnismäßig dünn besiedelt. Auch die Inselwelt bleibt von Menschen weitgehend verschont. Nur 19 der Eilande sind bewohnt. Im Gegensatz zum Alpenland ist die Baltenrepublik aber sehr flach. Gerade einmal 50 Meter erhebt sich der Boden durchschnittlich über den Wasserstand der Ostsee. Berge gibt es nicht. Am Wassersport-Himmel glänzt Estland von den Staaten des Baltikums derzeit am stärksten, denn man ist sehr ambitioniert beim Ausbau der Infrastruktur. Alte Yachthäfen – manche davon vor über 100 Jahren gegründet – sind längst aufgepäppelt. So mancher Fischerhafen wurde inzwischen in eine moderne Marina verwandelt. Einige sind noch im Bau – in der Regel mit Unterstützung der Europäischen Union. Momentan gibt es allerdings noch ein Problem. Charterkapitäne werden es sehr schwer haben vor Ort eine Yacht ohne Skipper zu bekommen. Das Gewerbe befindet sich eindeutig erst in der Entwicklung. Das hat natürlich auch Gründe. Die eigenen Landsleute haben oft wenig Erfahrung im Umgang mit Yachten. Außerdem sind die Gewässer recht tückisch, weil oft sehr flach und mit unzähligen Steinen versehen, die selbst auf den aktuellen Seekarten nicht alle verzeichnet sind. Der Navigator sollte also auf der Hut sein und sich strikt an die sicheren Fahrwasser halten. Davon gibt es genug. Estland verfügt über Seewasserstraßen mit einer Gesamtlänge von rund 180 sm. Der Besuch des Reviers lohnt sich momentan insbesondere für Eigner, die auf eigenem Kiel anreisen wollen oder ihr Trailerboot mit der Fähre über die Ostsee zur Hauptstadt Tallinn befördern möchten. Die Besucher erwartet ein sehr freundliches und aufgeschlossenes Seefahrer-Volk sowie ein wenig bekanntes Revier, was es im östlichsten Teil Nordeuropas zu entdecken gilt.

Neue Power von Suzuki

Diese kompakten Kraftpakete mit einem Hubraum von 327 cm3 kommen allerdings nicht aus Japan, sondern werden - wie alle anderen Suzuki-Viertakter mit einer Leistung von 1,8 bis 14,7 kW (2,5-20 PS) - nach strengen Qualitätsrichtlinien in einem thailändischen Suzuki-Werk produziert. Für die Entwicklung zeichnen jedoch japanische Suzuki-Ingenieure verantwortlich, und diese schlauen Köpfe haben offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Das hochmoderne Design macht die handlichen Reihenzweizylinder zu den momentan wohl fortschrittlichsten tragbaren Außenbordern auf dem internationalen Markt. Beide Motoren sind als weltweit erste in ihrer Leistungsklasse mit einem Kraftstoffeinspritzsystem der jüngsten Generation ausgestattet, das auf eine zusätzliche Batterie verzichtet. Das System sorgt für einen extrem sauberen und effizienten Betrieb sowie ein außergewöhnliches Beschleunigungsvermögen - und dies bereits aus dem Drehzahlkeller. Bezüglich ihres geringen Gewichts, das typabhängig zwischen 44 und 49 kg variiert, setzen die rank und schlank bauenden Suzuki-Newcomer ebenfalls den Maßstab in ihrem Segment. Von den größeren Suzuki-Außenbordern wurde die ursprünglich bei den Modellen DF70, DF80 und DF90 eingeführte Lean-Burn-Technologie übernommen. Selbige überwacht permanent die Motorleistung und die Betriebsbedingungen zur präzisen Kalkulation des Spritbedarfs und liefert dann ein extrem mageres Kraftstoff-Luft-Gemisch. Wie bereits in den vorigen Skipper-Ausgaben berichtet, tritt voraussichtlich in Kürze eine Verordnung in Kraft, wonach Sportboote mit einer Motorleistung bis 11 kW (15 PS) ohne amtlichen Befähigungsnachweis pilotiert werden dürfen. Suzuki würde mit dem über etwa 150 deutsche Fachhändler zu beziehenden DF15A, der ab sofort als Hand- und Elektrostarter sowie wahlweise als Normal- und Langschaft-Version zur Verfügung steht, zweifellos von der zu erwartenden Regelung profitieren. Die empfohlenen Verkaufspreise für den DF15A bewegen sich je nach Ausführung zwischen 3250 und 3650 €. Für den 14,7 kW (20 PS) generierenden DF20A wurde seitens des Herstellers ein modellbezogener Listenpreis zwischen 3450 und 3850 € kalkuliert.

Teak Behandlung

Schon mehrfach hat Bootsbauer und Innungsobermeister Rüdiger Hillmann bei fachlichen Fragen in Sachen Reparaturen und Lackierungen sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrungen mit uns geteilt. Auch bei der Behandlung von Teak-Decks hat uns der Experte wieder beraten. „Holz ist ein Naturprodukt und es altert unterschiedlich“, weiß der Fachmann zu berichten. Das Ergebnis ist abhängig von der Umgebung. Liegt das Boot im Salzwasser, ergibt sich beim Teakdeck im Laufe der Zeit eine silbrige Oberfläche, die allgemein als edler empfunden und deshalb weniger häufig einer Überarbeitung unterzogen wird. Im Süßwasser dagegen ist der Farbton schmutziger. Das Bedürfnis den Originalzustand wieder herzustellen könnte hier also früher kommen. Grundsätzlich gibt es beim Auffrischen eines Decksbelags unterschiedliche Methoden und natürlich ebenso verschiedene Meinungen bei der Vorgehensweise. Ob man der Oberfläche, an der der Zahn der Zeit genagt hat, nun mit Schmirgelpapier oder der chemischen Keule an den Leib geht, ist aber nicht nur eine Frage des Geschmacks. Es gibt gute Gründe für beide Varianten.

Smartliner 19

Das Fabrikat Smartliner, mit dem Wassersport-Bonnke-Inhaber Tom Köhn (37) im Rahmen der letzten boot Düsseldorf vorstellig wurde, gibt es erst seit der Saison 2009. Initiiert wurde das Projekt von einem internationalen Team erfahrener Spezialisten, die dem maritimen Freizeitsektor teilweise mehr als drei Jahrzehnte verbunden sind. Parallel zu den vom verkaufsstrategischen Stellenwert wohl wesentlich interessanteren Kunststoff-Modellen hat Smartliner auch gänzlich offene Aluminium-Boote im Sortiment, die aus chinesischer Produktion stammen und ebenfalls über den norddeutschen Exklusivanbieter verkauft werden. Doch zurück zur Glasfiber-Boot-Fraktion, die zunächst aus drei Ausführungen in Längen von 17, 19 und 21 Fuß gebildet wird. Schon in den Startlöchern stehen deutlich größere Schwesterschiffe mit bis zu 29 Fuß Gesamtlänge, die für die Bestückung mit kräftigen Einzelmotoren oder Zwillingsaußenbordern ausgelegt sind.

Askeladden P66 PH

Gegründet im Jahre 1911, gehört Askeladden Boats zu den traditionsreichsten skandinavischen Bootswerften. Das in der Ortschaft Hagavik bei Bergen an der norwegischen Westküste angesiedelte Familienunternehmen, das einen Teil seiner aktuellen Range, darunter die P66 Pilothouse, nach strengen Qualitätsrichtlinien im polnischen Ostroda produzieren lässt, kann auf enorme Erfahrungswerte in der Herstellung von Freizeitbooten verweisen. Bisher wurden mehr als 95000 Askeladden-Boote ausgeliefert, die vorwiegend im hohen Norden Europas schwammen und schwimmen, aber mittlerweile auch in China oder in der Türkei anzutreffen sind. Gegenwärtig bietet Askeladden-Boss Henrik J. Askvik ein äußerst vielfältiges Sortiment an, das vom offenen 14-Fuß-Gleiter über attraktive Tageskreuzer und Weekender bis zum 9,70 m langen Offshore-Cruiser mit RIB-Rumpf und geschlossenem Ruderhaus reicht. Ziemlich frisch im Portfolio ist die sogenannte „P-Serie“, die vorläufig aus drei Modellen besteht.Fazit:Bei der ab 32 550 € erhältlichen Askeladden P66 Pilothouse handelt es sich um ein sicher und geschmeidig laufendes Trailerboot, dessen durchdachte Konzeption vorrangig auf die Anforderungen eines angelnden Skippers ausgelegt ist. Als echte Schokoladenseite des schnörkellos designten GFK-Cruisers sehen wir das riesengroße und dabei außergewöhnlich hochbordige Cockpit, das mit speziellen Fischfang-Utensilien wie dem optionalen Filetiertisch bestückt werden kann. Der leistungsmäßig sehr gut auf das Boot abgestimmte Mercury F115 ELPT EFI, der übrigens inklusive einer fünfjährigen Werksgarantie zur Auslieferung gelangt, steht mit 13 040 € in der Preisliste.

Aqua Royal Classic 780

Die schnittigen Boote aus polnischen Formen zeigen eine gefällige Linienführung. Gebaut wurden sie ursprünglich für einen britischen Großhändler. Im letzten Jahr haben René Stini und Thomas Schulz aus Waren an der Müritz aber die Rechte und die Formen erworben und die Marke „Aqua Royal“ ins Leben gerufen. Seit dem entwickelt das Unternehmen die kleinen Kreuzer ständig weiter. Außerdem werden momentan noch andere Modelle entworfen, die bald auf dem Markt erscheinen sollen. Klassische Elemente und harmonische Proportionen verleihen der Classic 780 ein schnittiges Gesamtbild. Rein äußerlich kann die Konstruktion auf den ersten Blick überzeugen. Mit 7,80 m Länge, 2,52 m Breite und gut zwei Tonnen Leergewicht – zuzüglich Antrieb – ist das Boot außerdem trailerbar, was eine erfreuliche Flexibilität in Sachen Revierwahl mit sich bringt. Auch bei der Auswahl von Antrieben zeigt sich der Halbgleiter erfreulich variabel. Vom kleinen Einbaudiesel bis zum kräftigen Außenborder ist viel Spielraum für die Ansprüche der möglichen Kundschaft. Auf der Boot 2012 zeigte Aqua Royal dann Flagge und präsentierte seine angepassten Versionen dem interessierten Publikum. Das große Interesse an den schnittigen Kompaktkreuzern dürfe auch am Preis liegen. Denn in der recht ordentlich ausgestatteten Grundversion ist die Aqua Royal Classic 780 bereits ab 54 950 € zu haben, wenn ein passender Außenborder zum Einbau zur Verfügung steht. Mit dem kleinsten Diesel liegt der Einstiegspreis bei 69 950 €.

Aquanaut Vintage 1350

Wurden die klassischen Vorbilder noch mit Nieten zusammengehalten, werden die Kaskos der Vintage-Reihe zeitgemäß geschweißt, übernommen wurde der senkrechte Steven und das gerundete Heck. Ersteres ergibt mehr Platz in der Vorschiffssektion, das Zweite unterstreicht den nostalgischen Aspekt des Entwurfes. Apropos Platz: Die Breite von 4,70 m bei einer Länge über Alles von 13,60 m ist für diese Art Boot recht ungewöhnlich. Zudem fallen die Bordwände fast senkrecht ab. Das alles führt unter Deck zu einem gewaltigen Raumangebot, welches durch die Stehhöhe von mindestens 1,95 m noch unterstrichen wird. Unsere Probandin mit der Baunummer 1 wurde für ein Charterunternehmen mit Sitz an der Müritz auf Kiel gelegt, entsprechend prosaisch und absolut nicht dem Niveau der Werft entsprechend fiel die Nutzung des zur Verfügung stehenden Raumes und die Qualität des Innenausbaues aus. Werftchef Mark Bakker sieht aber durchaus Marktchancen für Eignerversionen. Raum zur Entfaltung steht jedenfalls ausreichend zur Verfügung und die ersten Einteilungsvarianten überzeugen. Eine zweite, mit 14,95 m auch längere Version der Vinatge ist in der Entwicklung.

Videoinstallation in Duisburg: Deutsche Flüsse

Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg-Ruhrort zeigt bis zum 3. Juni 2012 eine Videoinstallation von Harald Schleicher. Schleicher lehrt als Professor für Film und Video an der Kunsthochschule in Mainz. Unter dem Titel „fliozan“ begeben sich die Besucher auf eine audiovisuelle Reise entlang der wichtigsten deutschen Flüsse. Schleicher hat mehr als sechs Jahre lang ein Porträt der Flüsse von der Quelle bis zur Mündung geschaffen. Einstellungen aus über 7000 Flusskilometern schaffen immer wieder überraschende Eindrücke. Fliozan ist übrigens das althochdeutsche Wort für fließen. Weitere Informationen zur Installation: www.binnenschifffahrtsmuseum.de

Carlo Riva feiert 90. Geburtstag

Im oberitalienischen Sarnico wird dieses Jahr gefeiert. Zum einen beging Carlo Riva seinen 90. Geburtstag, gleichzeitig wird sein legendäres Modell Aquarama 50, und die Marke Riva schaut im Juni auf sagenhafte 170 Jahre Bootsbau zurück. Der 1922 geborene Carlo Riva erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Titel eines „Pionere della Nautica“ der UCINA, Italiens Wassersportwirtschaftsverband, und den einer „Personnalité de la Mer“ aus den Händen von Fürst Albert II. von Monaco. Gerade das Modell Aquarama war stilbildend und wurde von zahlreichen Prominenten gefahren, darunter Richard Burton, Jackie Stewart, Jean-Paul Belmondo und Sean Connery. Auch Brigitte Bardot, Sophia Loren und Liz Taylor wurden an Bord der schmucken Mahagoni-Boote abgelichtet. Seit dem Jahr 2000 zählt die Traditionsmarke Riva zur prestigeträchtigen Ferretti-Gruppe. Weitere Infos: www.rivaboats.com

Succes GTS

GTS steht für Grand Turismo Sport und bezeichnet eigentlich eine Kategorie komfortabler und stark motorisierter Autos, die bei Langstreckenrennen eingesetzt werden. Grand Turismo ist italienisch und bedeutet Große Fahrt. Das passt dann wieder zum Habitus eines niederländischen Stahlverdrängers. Der Rumpf der Succes GTS wird aus 5 mm starkem Stahl gefertigt, für die übrigen Teile kommt 4 mm dickes Material zum Einsatz. Reling, Decksbeschläge und die optional erhältlichen Davits sind aus poliertem Edelstahl. Seitens der Werft werden eigentlich nur die Hauptmaße des Kaskos und die Lagen der Schotts vorgegeben, bei allen weiteren Ausbauschritten hat der Eigner hinsichtlich Raumaufteilung, Materialauswahl und technischem Equipment ein sehr weitgehendes Mitspracherecht. Wie weit dies gehen kann, sieht man an Bord unseres Testbootes sehr eindrucksvoll. Eigner ist André Schürle, Chef von Team Germany Racing und eher an Bord potenter Rennboote zu finden. Im wahren Leben betreibt Schürle aber eine Möbelbaufirma, und so lag es nahe, das Interieur seiner Yacht selbst zu entwerfen.