Das Küstriner Pompeji

Gegen Ende des 2. Weltkrieges dem Erdboden gleichgemacht, fiel die Altstadt der einstigen Festungsstadt Küstrin an der Oder in einen über 50-jährigen Dämmerschlaf. Heute locken freigelegte Ruinen und rekonstruierte Bastionen als »Küstriner Pompeji« wieder Besucher an …

Zäh fließt die Oder in weiten Bögen talwärts, der niedrige Wasserstand hat die zahlreichen Buhnen trockengelegt. So auch am Oder-Kilometer 614, wo die roten Backsteine alter Festungsbastionen
jeden Vorbeifahrenden in ihren Bann ziehen. Was ist das? Breite Bootsstege mit dem Hinweis »Przystan Twierdza, Kostrzyn nad Odra«, was auf Deutsch so viel wie »Haltestelle Festung, Küstrin an der Oder« heißt, laden Bootsbesatzungen zum Besuch des Ortes ein. In polnischer Sprache geschrieben, macht das Schild zugleich deutlich, dass sich diese Festung heute auf polnischem
Staatsgebiet befindet. Aufmerksamen Skippern entgeht ebenfalls nicht, dass hier rechts und links an den Oder-Ufern deutsche und polnische Grenzpfähle stehen.

Vor uns liegt die Festung Küstrin (Kostrzyn), die im 16. Jahrhundert zum Schutz der brandenburgischen Residenzstadt Küstrin errichtet worden war und auch Festungs- und Soldatenstadt genannt wurde. Einst von Markgraf Johann von Brandenburg im Jahre 1535 zur Hauptstadt der Neumark gewählt, entstand in Küstrin an der Oder in den Jahren 1537 bis 1568 ein prächtiges
Residenzschloss der Hohenzollern mit Festungsanlagen, die auch den Stadtteil der späteren Küstriner Altstadt umschlossen. Wer heute, von der Wasserseite kommend, durch eine kleine gemauerte Pforte in der restaurierten Bastion oberhalb des Oder-Bootssteges tritt, der bewegt sich auf den Straßen und Plätzen einer verschwundenen Stadt.

Im April 2015 wurde an der Bastion Brandenburg eine Gedenktafel zu Ehren des 1730 in der Festung Küstrin hingerichteten Offiziers Hans Hermann von Katte (1704-1730) feierlich enthüllt.

 

In einem Museum, das sich in den Gemäuern der Bastion Philipp im Süden der Anlage befindet, bekommt man einen Einblick in die spannende Geschichte des Ortes, von seiner Entstehung bis zum Untergang. Ohne diese Informationen wird es für die Besucher schwer, sich die ehemaligen Bebauungen innerhalb der Festung vorzustellen, von der nur noch von Gestrüpp überwucherte Ruinen geblieben sind. Auch wir wollen uns erst über die Historie des Ortes informieren, bevor wir auf Spurensuche gehen…

Den kompletten Reisebericht lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 03/2019!
Es warten ausführliche Reiseinfos und wundbare Aufnahmen der Festungsstadt auf Sie!

Text: Rex Schober