„Bavaria Yachtbau hat wieder Wasser unterm Kiel“

Mit diesen Worten eröffnete Kai Brandes, Geschäftsführender Gesellschafter von CMP Capital Management-Partners aus Berlin, die Pressekonferenz am 17. Oktober in Giebelstadt

Drückten den Neustart-Knopf bei Bavaria Yachtbau und lösten damit die Entformung des ersten Rumpfes in der Produktion aus: (v. li.) Dr. Tobias Brinkmann (Brinkmann & Partner), Dr. Ralph Kudla (Partner CMP, Geschäftsführer Bavaria Yachtbau), Kai Brandes (Geschäftsführender Gesellschafter CMP Capital Management-Partners), Erik Appel (Geschäftsführer Bavaria Yachtbau), Christian Hartmann (Betriebsratsvorsitzender Bavaria Yachtbau)

 

Unruhige Zeiten hat Bavaria Yachtbau hinter sich, seitdem die Werft im April diesen Jahres in Zahlungsschwierigkeiten kam und einen Insolvenzantrag stellen musste. Doch nun sieht sich die Werft, die früher bis zu 3.000 Boote jährlich produzierte und selbst in der Insolvenzphase 220 Boote bauen und ausliefern konnte, wieder in ruhigen Gewässern. Das Berliner Unternehmen CMP Capital Management-Partners, die den investierenden Eigenkapitalfonds vertreten, hat das Unternehmen übernommen und wird mit einem weiteren Investment in 2-stelliger Millionen Höhe den sicherlich notwendigen Umbau des Bootsherstellers voranbringen.

Zentrale Bausteine der Unternehmensstrategie lauten:
· Stärkung des Engineerings und der Serienfertigung
· Aufbau interdisziplinäre Teams in der Werft

Dabei scheut die neue Geschäftsführung, die aus Dr. Ralph Kudla, einem erfahrenen Chief Restructuring Officer (CRO) und Erik Appel, seit Dezember 2017 Chief Operating Officer von Bavaria Yachtbau besteht, nicht vor einschneidenden Maßnahmen zurück. So wird zukünftig die Komplexität verringert und das Produktportfolio von 26 Modellen auf 10 bis 12 Modelle fokussiert.
Dabei setzen die neuen Eigentümer zu 100 Prozent auf „Made in Giebelstadt“. Die bislang in Kroatien produzierte Motoryacht R55 wird im ersten Halbjahr 2019 erstmals am Stammsitz des Unternehmens in Handarbeit gebaut. Die Formen und Werkzeuge werden zu diesem Zweck gerade von Kroatien nach Deutschland gebracht und in Giebelstadt installiert.
„Wir wollen, dass unsere hervorragend ausgebildeten und engagierten Mitarbeiter vorrangig alle Yachten in eigener Regie entwickeln und bauen. Die Belegschaft identifiziert sich sehr mit Bavaria Yachtbau, sie ist der Kern unseres Unternehmens“, erklärt Erik Appel.

Ein weiterer wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Werft ist, dass der Möbelbau als Kernkompetenz im eigenen Haus fortgeführt wird. „Zu einer erfolgreichen Serienfertigung gehören im Yachtbau viel Handarbeit, Liebe zum Detail und der Wille zur Gestaltung. Dafür stand Bavaria immer, das soll auch in Zukunft wieder so sein. Wir können hier gemeinsam viel gestalten und Neuerungen schnell umsetzen“, so der Innovations-Ingenieur und gebürtige Franke Appel weiter.

Die Geschäftsführung: Dr. Ralph Kudla (oben) und Erik Appel steuern Bavaria in eine sichere Zukunft

Ab November dieses Jahres nimmt die Werft wieder volle Fahrt auf, jedwede Kurzarbeit endet. Trotzdem wird im ersten, durch die Insolvenz und Neuorientierung des Unternehmens verkürzten Geschäftsjahr Bavaria einen Verlust realisieren, der jedoch eingeplant ist. Für das nächste volle Geschäftsjahr (1.8.2019 bis 31.7.2020) ist eine schwarze Null geplant. Die wesentlichen Verbesserungen werden in zwei bis drei Jahren erwartet.

Dr. Ralph Kudla blickt voraus: „Wir wollen verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen: Versprechen und Liefertermine von Bavaria wollen wir einhalten, die Qualität soll wieder besser werden. Und wir wollen unsere Händler enger in die Strategie- und Produktentwicklung einbeziehen. Hierzu wird unter anderem ein Händler-Beirat eingeführt. So werden wir Kunden-Feedback hören, aufgreifen und möglichst schnell in Verbesserungen am Produkt umsetzen.“

Dabei setzt nicht zuletzt auch der Betriebsrat auf eine engere Verzahnung von Verkauf und Produktion. „Wir verstehen die Produktion und den Verkauf als Eckpfeiler, die das Unternehmen gemeinsam tragen. Optimale Planung in der Konstruktion, ein fortlaufender Produktionsprozess sowie ein Verkauf, der die Kundenbedürfnisse mit der Produktion synchronisiert, sollen Bavaria Yachtbau künftig auszeichnen. Wir als Belegschaft wünschen uns gleichzeitig eine engere Einbindung in die Weiterentwicklung von Produktion und Vertrieb. Die Menschen, die jeden Tag an den Yachten arbeiten, sind enorm wichtig für die Verbesserung bestehender Abläufe und Methoden“, so der Betriebsratsvorsitzende von Bavaria Yachtbau, Christian Hartmann.
Somit wird spätestens zur boot Düsseldorf, auf welcher Bavaria Yachtbau wieder mit der „Bavaria World“ präsent sein wird, die Werft im neuen Glanz erscheinen – zu 100 Prozent „Made in Giebelstadt“.