Oberlandkanal

Schiene statt Schleuse

Der vormals ostpreußische und heute polnische Kanał Elbla˛sko-Ostródzki (Oberlandkanal) ist nach umfangreichen Instandsetzungen wieder befahrbar. Bootsvercharterer und Ausflugsreedereien erleben einen ungeahnten Boom.

Am 29. Mai 2015 war es soweit. Mit Pauken und Trompeten feierte das masurische Städtchen Ostróda (Osterode) die Wiedereröffnung des historischen Oberlandkanals. Zwei Jahre war das technische Wunderwerk mit seinen geneigten Ebenen wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. »Wir haben«, so Halina Czarnecka, die Direktorin der Wasserbehörde in Gdan´sk (Danzig) »rund 27.5 Mio EUR in die Renovierung investiert.« Das Geld ist gut angelegt. So erstrahlt der Oldie nicht nur in neuem Glanz, die Ufer wurden renaturiert und der Anleger in Buczyniec (Buchwalde) erhielt ein kleines Kanal-Museum.

Die Region zählte zu den größten Holzlieferanten der preußischen Krone. Doch der Transport der bis zu 50 Meter hohen, auch im Schiffsbau verwendeten Stämme war teuer und zeitintensiv. Preußenkönig Friedrich II. hatte die Masurische Seenplatte bereits im 18 Jh. kanalisiert; es war also nur noch eine Frage der Zeit, bis seine Nachfolger die Rinnenseen zwischen Ostróda und Elbla˛g (Elbing) verknüpfen und über das Frische Haff eine Wasserstraßenverbindung zur Ostsee schaffen würden. Doch die Topografie der Region hat ihre Tücken. Allein die 100 m Höhendifferenz zwischen Buczyniec und dem 10 km entfernten Drausensee hätten den Bau von 32 (!) Schleusen erfordert. Das war der preußischen Staatskasse zu teuer. Und dem beauftragten Ingenieur Georg Jakob Steenke zu kompliziert. Inspiriert von der schienenbasierten Huckepacklösung des amerikanischen Morriskanals errichtet er insgesamt fünf Rampen, sog. »geneigte Ebenen« bzw. »Rollberge« und verlegt darauf jeweils zwei parallel laufende Eisenbahngleise. Die Gleise beginnen im »Unterwasser« der Rollberge und enden in ihrem »Oberwasser«. Zwei gegenläufige, 20 m lange und 3 m breite Rollwagen nehmen die Schiffe im Unter- bzw. Oberwasser auf und transportieren sie über die begrünten Rampen huckepack in das höher bzw. tiefer gelegene Wasser. Das System funktioniert nach dem Standseilbahn-Prinzip; die Rollwagen selbst sind mit einen rund 500 m langes Endlos-Seil verbunden. Als Antrieb dient ein 8 m hohes, wasserkraftbetriebenes Schaufelrad. Der »Wassermühlen-Motor« leistet umgerechnet etwa 68 PS, »verbraucht« rund 1000 l/sek und zieht damit die bis zu 50 t schwere Last über die 350 bis 550 m langen und 13 bis 24,5 m hohen Rampen. Die Huckepackfahrt dauert rund 15 Minuten. Nach 16 jähriger Bauzeit wird der Kanal 1860 mit vier geneigten Ebenen in Betrieb genommen, 1873 ist das fünfte, bis dato noch mit Schleusen betriebene Teilstück fertig. Die Gesamtanlage kostet Preußen rund 5,5 Millionen Goldmark.

Den ganzen Artikel lesen Sie im SKIPPER 03/2016.
Text & Fotos: Gerald Penzl

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