360° Drehung einer Elling E4

Von der Rolle

Anton van den Bos ist sich sicher, die beste Motoryacht der Welt zu bauen. Um diesen Anspruch zu unterstreichen, wagte er einen spektakulären Versuch, die Durchkenterung einer Elling E4

Rund 500 Menschen fanden sich am 29. März auf dem Werftgelände von Neptune Marine Shipbuilding in Aalst an der Afgedamde Maas ein, um Zeugen des wahrlich nicht alltäglichen Versuchs zu werden. Eine bis auf Antennen und Reling voll ausgestattete Elling E4 liegt im Hafen der Werft. Die 14,95 m lange und 3,45 m breite Motoryacht bringt rund 12.000 kg auf die Waage. An Bord sind neben der Hauptmaschine unter anderem noch ein Reservemotor, ein Generator, eine Kabola-Zentralheizung, eine Waschmaschine, eine Geschirrspülmaschine und die gesamte Sanitäranlage verbaut. Werftchef Anton van den Bos geht an Bord, nimmt auf dem Steuerstuhl im Ruderhaus Platz und schnallt sich an. Zwei Gurte eines Schwimmkrans sind einmal um das Boot gelegt, dann beginnt das Experiment. Langsam neigt sich die Yacht erst auf die Backbordseite, dreht dann auf das Dach. Das Publikum ist mucksmäuschenstill. Jetzt geht alles sehr schnell. Die Elling kentert über die Steuerbordseite durch, richtet sich wieder in Schwimmlage auf und baut durch Rollen den Energieschub der Drehung ab. Anton van den Bos startet den 313 kW (425 PS) starken Cummins-Turbodiesel und dreht vor den applaudierenden Augenzeugen eine Ehrenrunde auf der Maas und beweist damit die volle Funktionstüchtigkeit der Yacht. Sichtlich erleichtert verlässt er das Ruderhaus, betritt das Achterdeck und winkt dem Publikum zu. Auf YouTube ist die ganze Aktion zu sehen. Um die Drehung wirklich wahrzunehmen, muss man sich beimVideo auf die Krawatte von van den Bos konzentrieren. Leuchtend orange-weiß gestreift arbeitet sie wie ein Krängungsmesser an Bord eines Segelbootes. Ob der Effekt beabsichtigt war, lässt die Testperson im Dunkeln. Die Seetüchtigkeit der Elling wurde bereits im Jahr 2008 mit einer Atlantiküberquerung von den Kanarischen Inseln in die Karibik unter Beweis gestellt. Da machten sich drei Yachten des Typs mit leicht modifizierten Tanks auf den Weg. Auch damals war van den Bos mit an Bord. Nach dem Kenterversuch zeigt sich der Werftchef gleichermaßen erleichtert als auch zufrieden. Ein wenig bange sei ihm schon gewesen, als das Wasser an den Scheiben stieg, aufspringende Schranktüren für eine ganz spezielle Geräuschkulisse sorgten und sein Gewicht im Sicherheitsgurt hing.

AKRIBISCHE VORBEREITUNG

Auch wenn van den Bos von den Qualitäten seiner Konstruktion absolut überzeugt ist, kann man diese Anspannung gut verstehen. Immerhin war es der weltweit erste Durchkenterversuch mit einer Motoryacht aus Serienfertigung. Solche Versuche werden sonst nur bei Rettungsbooten von Seeschiffen und den Einsatzbooten in der Seenotrettung durchgeführt. Entsprechend akribisch ging man an die Sache heran. Insbesondere die Dichtheit von Türen, Bullaugen, Ventilationsöffnungen und dem großen Luk im Ruderhaus musste gewährleistet sein. Dafür wurden Teile des Versuchs bereits im Vorfeld simuliert. Aber auch die technischen Installationen wie Motor- und Tanktechnik wurden auf die zu erwartenden Belastungen hin überprüft. Aus Sicherheitsgründen wurden nur die Bodenluken entfernt. Gleichwohl entspricht das Test-Boot zu 100 Prozent der Serienfertigung. Wirklich zu 100 Prozent? Vielleicht doch nicht ganz. Die Serienyachten weisen am Bootsboden sicherlich nicht den hier sehr werbewirksam platzierten Schriftzug der Internetpräsenz von Neptune Marine auf. Anton van den Bos ist mit dem Ergebnis der spektakulären Aktion vollauf zufrieden. »Wir haben gezeigt, dass wir ein absolut hochwertiges Produkt fertigen, das ganz zu Recht über die CE-Zertifizierung der Kategorie A verfügt. Die Crew kann sich an Bord nicht nur wohl, sondern jederzeit auch sicher fühlen.« Zu diesem Schluss kam die SKIPPER-Redaktion bereits in der diesjährigen Februarausgabe. Das Fazit unseres Testberichtes über die Elling E4 schließt dort mit dem Satz: »Die Elling E4 ist sicher kein billiges Boot, angesichts aller Aspekte aber wohl jeden Euro wert.«

Weitere Informationen zur Elling E4 unter: www.elling-yachting.com

 

Text: Klaus Schneiders

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