Panamakanal

Happy Birthday, Mister Canal

Am 15. August 2014 feierte der Panamakanal seinen 100. Geburtstag. Das seinerzeit größte und teuerste Bauwerk der Welt zählt heute noch zu den wichtigsten Wasserstraßen. Wir haben den Jubilar befahren – mit einem Oldie aus den Kindertagen des Kanals.

Für Alexander von Humboldt ist die Sache klar. Die Vereinigten Staaten in den Startlöchern zur Weltmacht brauchen eine Schnellverbindung vom Atlantik zum Pazifik. Die solle, so der deutsche Naturforscher und Weltenbummler im Gespräch mit dem amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson 1804, ein Kanal durch die Landenge von Mittelamerika sein. Die Idee des Deutschen ist nicht neu. Schon die spanischen Eroberer träumen von einem Schiffsweg durch die Wespentaille des Doppelkontinents. 1513 landet der galizische Haudegen und Abenteurer Vasco de Balboa an der Karibikküste von Panama, quert den Dschungel und steht ein paar Wochen später am Pazifischen Ozean. Damit hat er nicht nur das legendenumwobene Südmeer entdeckt, sondern Gott und der spanischen Krone auch noch den roten Teppich zu den Schatzkammern der Inkas ausgerollt.

Das Deck der Isla Morada füllt sich
mit Tagesausflüglern. Capitán Al-berto steht am Steuerstand, nippt an seinem Kaffee und wartet auf den Kanallotsen. Es dauert nicht lange, da legt eine Barkasse der Kanalbehörde an. Ein drahtiger Zeitgenosse klettert über die Reling. Alberto kennt den Mann, begrüßt ihn per Handschlag, der Lotse zückt sein Walkie Talkie, wechselt ein paar Worte mit der Zentrale und nickt dann Alberto freundlich zu. Der streicht sich noch flugs die Latino-Locken aus der Stirn und legt dann den Gashebel auf »Halbe Fahrt voraus«. Unten im Maschinenraum kommt Leben in den Schiffsdiesel. Langsam schiebt sich die 30-Meter-Dame aus dem Hafen am Amador Causeway. Backbord achteraus schießen die ultramodernen Wohn- und Officetürme der Stadt wie Pilze aus dem Boden. Alberto geht auf Kurs 310. Rechts und links der Isla Morada wartet die Internationale der Container- und Tankschiffkolosse auf ihre Passage.

»Ladies and Gentlemen«, schallt es aus den Bordlautsprechern. »Vor uns liegt die Puente de las Américas, die wichtigste Straßenverbindung zwischen Nord- und Südamerika.« Die Passagiere schälen sich aus den Deckchairs, zücken die Fotoapparate und marschieren zur Reling. Mit jedem Druck auf den Auslöser rückt die Brücke näher, wird groß und größer und schwebt schließlich als kühn geschwungene Stahlkonstruktion hoch über unseren Köpfen. 1958 legen die Amerikaner den Grundstein, am 12. Oktober 1962 wird die 1.674 m lange Auslegerbrücke ihrer Bestimmung übergeben. Gleich dahinter rückt der Balboa Hafen mit seinen Containergebirgen, Kränen und Schiffen ins Bild. Wenig später schnarrt das Walkie Talkie des Kanallotsen. Die Miraflores- Schleuse teilt ihm unsere Einfahrtszeiten mit. Alberto nimmt die Hand vom Gas, lässt einen Frachtriesen passieren und wartet dann vor der Schleuseneinfahrt. »3.000 Container«, deutet mein Nachbar auf den Frachter. »Nein, »schüttelt sein Gegenüber den Kopf«, das sind gut 1.000 mehr.« Bevor die beiden nun alle 20-Fuß langen Welthandelsbehältnisse auf dem Deck des Riesen zählen, steuern zwei Schlepper den Goliath an, drehen querab und bugsieren ihn mit ihren wuchtigen Gummiwulst-Schnauzen Zentimeter für Zentimeter Richtung Schleusenwand. Im Zeitlupentempo dampft der Frachter dann in die 305 m
lange und 33,5 m breite Schleusenkammer; Leinen fliegen, rechts und links setzen sich drei elektrisch betriebene, 1.000 PS starke Treidel-Loks in Bewegung, stoppen, übernehmen die Leinen und stabilisieren das schwimmende Stahlmonster mit ihren Powerwinden präzise in der Beckenmitte. Ein Pelikan spaziert über die Gleise, bleibt stehen und wirft einen Blick auf das Prozedere. »Millimeterarbeit«, denkt sich der Vogel wohl. »Ob ich mal mit meinem Schnabel gegen die Bordwand hacke? Und mir der Schiffskoch ein paar Fische spendiert.« Alberto sieht das Federvieh, grinst, kuppelt ein und legt die Isla Morada behutsam ins Heck des Frachters. Im Vergleich dazu sind wir ein Spielzeugschiffchen. Das sieht der Schiffsführer der Cerro Azul anders. In weiser Voraussicht dockt er seinen 2013 in Spanien gebauten, mit 2 x 3.175 PS befeuerten und dank Schottel-Ruderpropeller ultra-wendigen Muskelprotz-Schlepper an unserer Längsseite an. Jetzt ist alles im grünen Bereich: Die Cerro Azul sichert uns mit ihrem bulligen Schiffsrumpf gegen eventuelle Strudel und Drifts, der Kanallotse nimmt noch schnell Kontakt mit der Zentrale auf, dann schließen sich die über 100 Jahre (!) alten, rund 660 Tonnen schweren Schleusentore und 10 Mio. Liter Wasser liften uns nach oben.

Den ganzen Artikel lesen Sie in SKIPPER 11-12/2014
Text & Fotos: Gerald Penzl

Bestellen sie ein abo um weiterzulesen
!

Archiv & Heftbestellung!

Bestellen Sie die
aktuelle oder eine
vergangene Ausgabe

BESTELLEN
3

3 GRÜNDE FÜR EIN ABO!

- portofreie Lieferung
- kostenlose Prämie
- Vorteilspreis

ABONNIEREN