Côte d’Azur – Teil II

Der griesgrämige Kerl mit den heruntergezogenen Mundwinkeln und den dicken Lippen sieht etwas unschlüssig aus. Schließlich schiebt er seinen voluminösen Körper doch über die Unterwasserfelskante und setzt in azurblauer Tiefe seinen Weg fort. Er patroulliert entlang des Zugangs zum Plage de la Palud. In die Bucht hinein zieht es ihn aber nicht. Kein Wunder, Riesen-Zackenbarsche halten sich meist in größeren Tiefen auf, außerdem ist ihm in der Bucht sicher zu viel Rummel. Am schmalen Sandstrand gibt es kein freies Plätzchen mehr, am Steg liegen ein halbes Dutzend RIBs, und im flachen Wasser stehen sich die Schnorchler fast schon gegenseitig auf den Flossen.
Alle wollen den Fischreichtum des Parc National de Port Cros bewundern. Ein beliebter Platz dafür ist der Plage de la Palud, vor dem ein Unterwassserlehrpfad angelegt ist. An Bojen verankerte Infotafeln erklären die Fauna und Flora. Gelb gestreifte, ca. 30 cm lange Scalpas versammeln sich um eine der Tafeln und scheinen ihre darauf abgebildete Artgenossen zu studieren. Die vier Schnorchler in einigen Metern Entfernung sind ihnen offenbar völlig gleichgültig. Andere Scalpas knabbern unbekümmert an Posidonia-Seegras, und überall tummeln sich Fische. Aus nächster Nähe lassen sich verschiedene Brassen und zahlreiche andere Fischarten beobachten. Eine Ringelbrasse mit hübscher gelber „Augenbraue“ umrundet die Schnorchler und betrachtet sie neugierig. Zu befürchten hat er nicht viel. An der gesamten Küste von Port Cros ist das Meeresgetier streng geschützt. 1963 wurde rund um die kleine Insel der erste europäische marine Nationalpark eingerichtet. Außerhalb des Schutzgebietes, dessen Unterwasserhabitate aufwendig gehegt und gepflegt werden, geht es der Fauna und Flora leider längst nicht so gut. „Der Druck auf das Ökosystem unserer Küsten ist gewaltig“, erklärt Marion Pairache, Meeresbiologin im Dienste des Parc National Port Cros. Von ihrem Büro in der Küstenstadt Hyères auf dem Festland koordiniert sie die verschiedenen Forschungsprojekte im Nationalpark. Außerdem ist sie die französische Ansprechpartnerin für wissenschaftliche Untersuchungen im Sanctuaire Pélagos, dem großen Meeresschutzgebiet zwischen der Cote d’Azur, dem italienischen Stiefel und Sardinien. Es ist eine der artenreichsten Meeresregionen der Welt, in der rund 10 % aller marinen Pflanzen- und Tierarten vorkommen, darunter ein Dutzend Walarten, etwa der Finnwal, das zweitgrößte Lebewesen auf der Erde. „Aktuell läuft ein großes Projekt, bei dem der Einfluss des Menschen auf verschiedene Küstengebiete untersucht wird – darunter geschützte als auch ungeschützte“, berichtet Marion. Viele konkrete Daten gibt es bisher noch nicht. So weiß man etwa nicht allzu viel darüber, wie sich der jahrzehntelange Schutz rund um Port Cros auf die Artenvielfalt ausgewirkt hat. „Immerhin konnten wir für den Riesen-Zackenbarsch einen recht guten Bestand von rund 700 Exemplaren dokumentieren“, erläutert Marion, „aber es gibt zweifellos noch sehr viel zu untersuchen.“

Den ganzen Bericht lesen Sie in Skipper 01/2013

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