Reparaturarbeiten

Neben dem Boot mit dem fröhlich hoffnungsvollen Namen „Wundertüte“ steht ein Klo auf dem Steg. Wenn solch eine Porzellanschüssel ihren Platz dort gefunden hat, handelt es sich entweder um einen Austausch oder eine Reparatur. Letzteres ist hier der Fall, wie Restaurantbesitzer Heinz L. (Name ist der Redaktion bekannt) ärgerlich auf Befragung erläuterte.

Freudige Erregung lässt wohl niemand erkennen, der seine Hygieneschüssel, so die Bezeichnung in der taiwanesischen Bedienungsanleitung, ausbauen muss. Die Pumpe war durch eine Zahnbürste blockiert. Für solch sperrige Gegenstände sind sowohl manuelle als auch elektrische Pumpen absolut ungeeignet, zudem haben Zahnbürsten in Toilettenschüsseln auch nichts zu suchen. Also machte sich Heinz L. ans Auseinanderbauen der Apparatur. Seine Laune entsprach dabei in etwa dem Gebrauchswert der Sanitärgerätschaft. Für Reparaturen am Boot gilt das Gesetz Nr. 9 von E. Murphy, welches besagt: Die Reparaturbedingungen eines wichtigen Bauteiles sind umgekehrt proportional zu seiner Zugänglichkeit. Kurz gefasst: Es kann dauern…

Kollateralschäden

Mutter L. nervte zudem alle fünf Minuten mit dem Ruf aus der Pantry: „Wie weit bist du, Liebling?“ Die Trinkwasserpumpe gab nämlich keinen Tropfen her, weil sie am selben Stromkreis wie auch die Toilettenpumpe hing. Folgeproblem: Kein Wasser zum Kaffeekochen verfügbar! Die Begriffe Schäden und Folgeschäden sind untrennbar (ebenfalls Murphy). Zum Ausbau der WC-Pumpe musste Heinz L. die Stromzufuhr abklemmen. Die baumelte dann in der Bilge. Das wäre kein Problem gewesen, wenn er das Seeventil vollständig geschlossen hätte. Hatte er aber nicht, und so tropfte ständig Wasser in die Bilge und erreichte letztendlich das Kabel. Durch den entstehenden Kurzschluss erfüllte die zuständige Sicherung ihre Aufgabe und schaltete den Stromkreis schnell und nachhaltig ab.Heinz L. ist wie alle Wasserwanderer im Laufe der Jahre zum Allroundhandwerker gereift und betätigte sich nun in Personalunion als Elektriker und Sanitärinstallateur zugleich. Inzwischen wurde von Anita, der stark entwickelten Tochter, ein weiterer Schaden aus der Bilge gemeldet. Dort, im kühlen Bereich der Bilge, hatte Mutter Hedwig zwei Kopfsalate, Gemüse, eine Dauerwurst und vier Pralinenschachteln verstaut. Letztere stammten aus einer Confiserie in Antwerpen und waren als Mitbringsel für die Verwandtschaft und die Putzfrau gedacht. Aber Bilgenwasser heisst nicht umsonst Brühe. Kurz gesagt – zwei Salatköpfe, einige Tomaten, eine Schlangengurke Auberginen und Birnen landeten im Mülleimer. Die Konfektschachteln mussten ebenfalls entsorgt werden. Die persönlichen Vorräte des Heinz L. hatten keinen nennenswerten Schaden genommen, denn abgelöste Etiketten sind kein wirkliches Drama. Die Burgunderflaschen vom vorletzten Urlaub auf der Saône bekamen ihr Etikett wieder aufgeklebt, ebenso die 20 Flaschen Riesling von der Mosel ihre Herkunftsbezeichnung „Trabener Würzgarten, Spätlese 2002“. Es bleibt also festzuhalten: Reparaturen an einem Boot beschränken sich nie nur auf den ursprünglichen Schadensfall, man sollte stets auf alles gefasst sein.