Test: Pollard Silence 43 OC New Style

Gleich nach der öffentlichen Präsentation auf der Motorboot Sneek wurde die Pollard Silence 43 OC New Style von ihrem deutschen Eigner übernommen. Uns bot sich die wenige Tage später die Gelegenheit, diesen attraktiven Stahlverdränger auszuprobieren.

Schade eigentlich, dies als objektive Information vorweg, dass wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in unserer Test-Rubrik bisher noch kein einziges Boot aus dem Hause Pollard Jachtbouw vorgestellt haben. Bei dem von den Brüdern Herman Pollard (43) und Jan Pollard (41) anno 2003 gegründeten Werftbetrieb handelt es sich um ein absolut bodenständig wirkendes Unternehmen,
das in der Ortschaft Steenwijk in der niederländischen Wassersport-Provinz Overijssel beheimatet ist. Die Herren Pollard, die gegenwärtig zehn erfahrene Mitarbeiter beschäftigen, neigen sympathischerweise dazu, den Ball flach zu halten und anstelle von Quantität auf Qualität zu setzen. Nachdem zu Anfang ausschließlich die Bereiche Kaskobau und Technik-Installationen an fremdfabrikaten im Fokus standen, lief im Frühling 2005 die erste »eigene« Motoryacht vom Stapel. Dieser sollten im Laufe der nächsten 13 Jahre 68 weitere Bootseinheiten folgen, die an etuchte Auftraggeber aus den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Tschechien und Deutschland geliefert wurden. Mittlerweile beschränkt sich die Werft auf fünf bis sechs Neubauten pro Saison, die in enger Abstimmung mit der Kundschaft und dem für das jeweilige Projekt zuständigen Konstrukteur realisiert werden.

Diebezüglich kooperierte Pollard Jachtbouw bereits mit mehreren namhaften Yacht-Architekten wie Van Vossen, Arnold de Ruyter und – wie bei der 13,00 m langen und 4,40 m breiten Silence 43 OC New Style geschehen – Jan Visser. Die reichlich vorhandene Kompetenz der Pollard-Handwerker wird dadurch unterstrichen, dass mit Ausnahme der professionellen Lackbeschichtung sämtliche Arbeitsschritte von der Kiellegung bis zum übergabefertigen Schiff in Eigenregie erfolgen. Begleiten Sie uns nun an Deck, aber bitte nicht zu schnell, da der integrierte
Badesteg des bildschönen Verdrängers mit lediglich 64 cm Tiefe ungewöhnlich schmal ausfällt.

Auch die enge Verbindung zu den Gangborden wird nicht für korpulentere Zeitgenossen gemacht worden sein, sondern primär für sportlich-schlanke Bordgäste. Die vorgefundene Lösung hängt allerdings direkt mit den Vorgaben des zahlenden Kunden zusammen, der ja bekanntlich König ist. Über die bis zu 37 cm breiten Laufdecks, die von einer mittschiffs 23 cm hohen Schanz umgeben sind, gelangt man zum ästhetisch ausgeformten Bug. Die hervorragend verarbeitete, mit einem stylischen Knick versehene Seereling reicht weit nach achtern. Ganz vorn entpuppt sich das stählerne Querrohr als »Schranke«, die zum Ein- und Aussteigen geöffnet werden kann. Die Kanten des Decksaufbaus sind aufwendig abgerundet und die metallischen Lufthutzen verschließbar. So sieht Detailliebe aus. 

Heckansicht – der Badesteg und die Durchstiege zu den Gangborden gerieten unseres Erachtens etwas zu schmal

 

Ein maßgeschneidertes Fahrverdeck überspannt das mit flachen seitlichen Türen versehene Achtercockpit, das, wie der Unterbau der U-Sitzgruppe, enorm viel Stauvolumen aufweist. Wir betreten den wunderbar schlicht gestalteten Salon, dessen Mobiliar vorwiegend aus akkurat eingepasstem Amerikanischem Nussbaum besteht. Erwähnenswerte Ausstattungskomponenten sind die beiden elektrisch zu öffnenden Webasto-Dachluken, die indirekt beleuchtete, straff gepolsterte Couch und der gegenüber angeordnete Lift-TV. Nicht zu vergessen die bestens mit dem übrigen Interieur harmonierenden Prebit-Leuchten und natürlich der klar gegliederte Kommandostand. Der bequem sitzende Skipper bedient ein leichtgängiges Vetus-Hydraulikruder und blickt auf modernste multifunktionale Raymarine-Elektronik, die das Prädikat »vom Feinsten« verdient.

 

Technische Daten

Länge über Alles: 13,00 m
Breite: 4,40 m
Durchfahrtshöhe: min. 3,40 m
Tiefgang: 1,20 m
Gewicht: 23.000 kg
CE-Kategorie: B
Max. Personenzahl: 10
Kojenzahl: 4 (+2)
Brennstofftank: 900 l
Wassertanks: 2 x 300 l
Septiktank: 240 l
Baumaterial: Schiffbaustahl
Motorisierung: Einbaudiesel mit Wellenantrieb, Einzel- oder Doppelanlage, Leistung 110,3 kW (150 PS) bis 2 x 110,3 kW (2 x 150 PS)
Grundpreis (ab Werft): 417.975 € mit Basisdiesel Volvo D3-150, Leistung 110,3 kW (150 PS), Preis des Testbootes inklusive Volvo D4-180 und umfangreicher Sonderausstattung 588.115 €

Das finden wir gut…

+Sichtbar hohe Produktqualität, erstklassige Materialauswahl
+Passend bemessenes Bunkervolumen für Diesel und Wasser
+Wohlfühlambiente aufgrund der sehr angenehmen Aufteilung

Das finden wir nicht so gut…

-Hecksteg und die Gangbord-Anbindung gerieten recht schmal

Informationen und Werft
Pollard Jachtbouw BV, Elzenbroek 7, NL-8331 VD Steenwijk,
Tel. 0031-627432767, www.pollardjachtbouw.nl

Den kompletten Bootstest lesen Sie in SKIPPER Bootshandel 06/2019!
Text & Fotos: Peter Marienfeld